spenden magazin 2015 - page 26

aut Berichten der Bundespolizei sollen 274.000 Flüchtlin-
ge gekommen sein – allein zwischen dem 5. September
und 1. Oktober. Schätzungen von Politikern der verschie-
denen Parteien, vom Innenminister Mecklenburg-Vor-
pommerns Lorenz Caffier (CDU) bis zur Grünen-Abgeordneten
Luise Amtsberg, gehen von 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen aus,
die 2015 nach Deutschland fliehen. Genau ist dies nicht zu erfas-
sen, denn nicht jeder stellt einen Asylantrag, mancher Migrant
wird im Chaos auch illegal einwandern. Allein in Syrien ist mehr
als die Hälfte der Bevölkerung von einst 23 Millionen inzwischen
auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg und der Gewalt der IS-Mili-
zen: knapp acht Millionen innerhalb des Landes und mehr als
vier Millionen Menschen im Ausland. Enorme
Zahlen, die manchmal vergessen lassen, welche
Schicksale dahinter stehen – von Menschen wie
Banu und Qamar aus Syrien oder Adia und God-
ham aus Nigeria. Manche waren Jahre unterwegs,
durch die Wüste, über das Mittelmeer. Menschen
wie Hazar, 31, Ärztin aus Syrien. Oder Mojo aus
Liberia, wahrscheinlich 13, er konnte das nicht sa-
gen, als er bei Rosenheim aus dem Zug aus Italien
gebeten wurde, weil er keinen Ausweis mehr hat,
so wie die meisten Flüchtlinge. Er wiederholte im-
mer wieder nur ein Wort: „Schermany!“
Die Hoffnung auf den Neuanfang
Am Bahnhof in Rosenheim oder München beginnt für viele die Rück-
kehr in die Legalität. Endlich schlafen, ein Dach über dem Kopf, sich
sicher fühlen. Nicht enden wie der dreijährige Ailan Kurdi, des-
sen Bild um die Welt ging: ertrunken am türkischen Strand. „Wir
können nur hoffen, dass es nicht zu ähnlichen Tragödien wie vor
Kälte und Erschöpfung sterbenden Flüchtlingen mitten in Europa
kommt“, hofft CARE-Balkankoordinator Felix Wolff. CARE gehört
wie 23 weitere Hilfsorganisationen zum 2001 gegründeten Bündnis
Aktion Deutschland Hilft. Darunter befinden sich viele, die derzeit
L
Flüchtlingsstrom
nach Deutschland:
(Wie) können wir die Welle tragen?
Die Flüchtlingswelle reißt nicht ab und fordert ungebrochen viel Engagement, um die
Menschen auch im Winter würdig zu empfangen und zu versorgen. Ein Blick auf Zahlen,
Helfer, Hilfsorganisationen und die Situation für die Flüchtlinge selbst
Fotos: ASB/Judith Büthe, Bechtloff, Loos
Wer als Flüchtling
nach Deutschland
kommt, dem man-
gelt es anfangs an
vielem: Nahrung,
Kleidung, Geld,
Spielzeug, Unter-
kunft – und nicht
zuletzt auch an
sozialen Kontakten
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