spenden magazin 2015 - page 20

von uns. Dass es dabei Engpässe und Probleme gibt und geben
wird, ist gar nicht schönzureden, aber die Art und Weise, wie das
im Moment von der größten Masse unserer Gesellschaft getragen
wird, finde ich unfassbar schön. Vor allen Menschen, die sich da
ehrenamtlich engagieren, kann man sich nur ganz tief verneigen.
Und sie ermutigen, weiterzumachen und sich nicht unterkriegen
zu lassen. Zumal man ja auch unheimlich viel zurückerhält, wenn
man hilft. Teilen ist ein Geschenk.
Ein gutes Stichwort. Seit 2006 sind Sie Patin der Kindernothilfe.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Es war damals so, dass ich einen eigenen Verein für die Opfer des
Tsunami in Thailand gegründet hatte, die Tsunami-Direkthilfe.
Das war ein sehr erfolgreicher Verein, der viele Spenden generiert
hat und tolle Projekte umsetzen konnte. Dadurch wurden einige
Nichtregierungsorganisationen auf meine Arbeit aufmerksam, und
dann kam unter anderem auch die Kindernothilfe auf mich zu und
fragte mich, ob ich sie unterstützen würde. Ich bin ein Mensch,
der sich gern auf eine Sache fokussiert und dort die Treue hält.
Für die Kindernothilfe habe ich mich entschieden, weil mir auf-
grund meiner eigenen Erfahrungen im Tsunami klar geworden war,
dass man immer nur da anfangen kann, wo am meisten Schutz
und Hilfe gebraucht werden: bei den Kindern. Außerdem setzt die
Kindernothilfe Projekte auf eine Weise um, die ich großartig finde.
Differenziert und kreativ findet sie immer neue Wege, um Kinder
in ihrem Umfeld zu schützen. Und so sind es nun schon zehn Jahre,
die wir zusammenarbeiten. Zehn sehr schöne, für mich unglaublich
bereichernde Jahre.
Was genau tun Sie dort?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gab zum Beispiel Kindergärten für
Aids-Waisen in St. Petersburg, die Unterstützung brauchten. Oder
ein ganz tolles Projekt war eine Kooperation mit dem RTL-Spenden-
marathon. Da konnten wir knapp eine halbe Million Euro sammeln
für ein Schutzhaus in Kenia. Dort finden Mädchen Zuflucht, die
vergewaltigt wurden oder zwangsverheiratet. Ich versuche immer,
ein Projekt so lang wie möglich zu begleiten, und dieses konnte ich
vom Grundstückskauf bis zur Schlüsselübergabe mit betreuen. Ein
absolutes Highlight. Ansonsten besteht mein Engagement darin,
über solche Projekte zu berichten, Aufmerksamkeit zu erzeugen
und zu Spenden aufzurufen.
Man hat den Eindruck, dass es Ihnen wichtig ist, sich mit mehr als
Ihrem Namen und Ihrem Gesicht für Hilfsprojekte einzusetzen?
Ja, anders könnte ich es gar nicht. Es muss für mich authentisch
sein und mich mit meiner eigenen Biografie vernetzen. Aber es
ist eher eine Demut, die mich da begleitet. Ich will nicht laut
daherkommen.
Am 14. November lief Ihr neues TV-Projekt „Die Diplomatin“ in
der ARD. Darin spielen Sie eine Mitarbeiterin des Auswärtigen
Amtes, die weltweit im Einsatz ist, um deutschen Bürgern in Kri-
sensituationen beizustehen. Zur Vorbereitung der Rolle konnten
Sie Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf eine Dienstreise
nach Südkorea und Indonesien begleiten. Was kann und sollte
Diplomatie in Ihren Augen leisten?
Im Moment Höchstleistung, würde ich sagen. Was Herr Steinmeier
gerade auf allen Gebieten leistet, nötigt mir größte Anerkennung
ab. Und was kann Diplomatie? Sie sollte das Leben der Menschen
besser machen, lebenswerter. Das Auswärtige Amt war in der Buch-
bearbeitung mit aktiv. Dass ich darüber hinaus Herrn Steinmeier
begleiten durfte und eine solche Nähe zur realen Politik erlebt habe,
Man kann immer nur da anfangen,
wo am meisten Schutz und Hilfe
gebraucht werden: bei den Kindern
Im August besuchte die Schauspielerin im Libanon
ein Schutzzentrum, das sich um 14.000 Flüchtlinge
vor allem aus Syrien kümmert
Fotos: Ralf Günther / Bild Zeitung
1.12.2015:
20 | Interview
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