spenden magazin 2015 - page 10

lf Prozent aller Kinder sind betrof-
fen: 168 Millionen! Sie alle arbeiten
regelmäßig mehrere Stunden am
Tag, zum Teil in viel zu jungen Jah-
ren oder unter gefährlichen Bedingungen.
Die aktuellste Schätzung der Internationa-
len Arbeitsorganisation (IAO oder engl.: ILO)
von 2012 bezieht sich auf 5- bis 17-Jährige.
Statt zu spielen oder zu lernen, knüpfen sie
Teppiche, helfen bei der Ernte, steigen in Un-
tertageminen, klopfen Steine, sammeln Müll
oder werden gar als Kindersoldaten, -prosti-
tuierte oder -sklaven gehalten. Mal entlohnt,
mal unbezahlt, manchmal sichtbar, häufig
aber auch versteckt, vielfach gezwungen,
aber auch freiwillig arbeiten diese Kinder
gegen die Armut ihrer Familien an.
Kinderarbeit ist nicht gleich Kinderarbeit
Weil es wichtig ist, die Zahlen differenziert
zu betrachten, unterscheidet die ILO drei
Kategorien: Kinder in Beschäftigung (child-
E
Gegen
die Ausbeutung
von Kindern
Sie schuften unter schlimmsten Bedingungen für einen Hungerlohn, haben oft
aber keine andere Wahl. Kinderarbeit pauschal zu verbieten, ist dennoch keine
gute Lösung. Wichtiger ist es, die Konditionen zu verbessern ...
Es ist ein ebenso trauri-
ges wie weit verbreitetes
Phänomen: 265 Millionen
Kinder arbeiten weltweit,
168 Millionen bereits vor
Erreichen des gesetzlichen
Mindestalters – oft unter
widrigen Voraussetzungen
Die Kinderarbeit zu verbieten, klingt
einleuchtend, wäre für viele arme Familien
aber existenzgefährdend. Besser ist es
daher, in mehr Bildung zu investieren
Fotos: © UNICEF/Nesbitt
ren in employment), Kinderarbeit (child
labour) und gefährliche Arbeit (hazardous
work). Rechnet man sie alle zusammen,
kommt man sogar auf 265 Millionen arbei-
tende Kinder weltweit. Doch unter „Kinder
in Beschäftigung“ fallen legale, leichte
Tätigkeiten, die Kinder über dem Mindest-
alter von 13 bis 15 Jahren ausüben. Das kri-
tische Augenmerk gilt den 168 Millionen
sogenannten Kinderarbeitern. Sie arbeiten
schon vor Erreichen des Mindestalters, kön-
nen deshalb keine Schule besuchen oder
fallen gar in die dritte Kategorie „gefähr-
liche Arbeit“: Etwa 85,3 Millionen Kinder
verrichten regelmäßig Tätigkeiten, die ihre
Sicherheit, Gesundheit und die psychische
Entwicklung gefährden: durch zu lange Ar-
beitszeiten, Nachtarbeit, schwere körperli-
che Belastung, Tätigkeiten mit gefährlichen
Maschinen oder giftigen Stoffen sowie Ar-
beitsverhältnisse, in denen sie physischer,
psychischer und sexueller Misshandlung
ausgesetzt sind. Laut ILO sterben jedes
Jahr etwa 22.000 Kinder und Jugendliche
bei Arbeitsunfällen.
Pauschalverbote bringen nichts
Während man früher ein generelles Verbot
von Kinderarbeit forderte, rücken mittler-
weile viele Experten und Hilfsorganisatio-
nen von dieser Haltung ab. Was zunächst
überraschend klingt, erschließt sich bei
näherer Betrachtung: Die meisten Kinder-
arbeiter leben in armen Ländern, kommen
aus den ärmsten Familien oder sind ganz
allein. „Damit sie eine wirkliche Alternative
haben, reicht es nicht, sie aus Fabriken zu
entlassen oder ihnen die Arbeit zu verbie-
ten. Vielmehr brauchen wir klare Rahmen-
bedingungen, die Kinder vor Ausbeutung
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